Zuletzt aktualisiert: 27. März 2019 Psychotherapie
Das Wort Biofeedback {biofi:d'bäk} setzt sich aus dem griechischen Wort "bios" (das Leben) und dem englischen Wort "feedback" (Rückmeldung) zusammen. Es geht also darum, Leben(svorgänge) zurück zu melden, d. h. sichtbar oder hörbar zu machen. Biofeedback ist ein apparatives Verfahren, mit dessen Hilfe Körpersignale (auch "Biosignale" genannt) wie Puls, Temperatur oder Muskelspannung über Sensoren erfasst und über eine spezielle Apparatur zurückgemeldet werden. Das Verfahren erinnert dabei an die Technik des EKG oder EEG, wie sie in der Medizin zum Einsatz kommt, um elektrische Herz- bzw. Gehirnaktivität sichtbar zu machen. Die Rückmeldung erfolgt visuell (Linien, bewegte Bilder) oder akustisch (Töne, Musik).
Durch die Beobachtung der auf diese Weise sichtbar und hörbar gemachten körperlichen Veränderungen kann der Patient lernen, diese unwillkürlich ablaufenden Prozesse willentlich zu beeinflussen, beispielsweise den Herzschlag zu verlangsamen oder die Muskelspannung zu senken. Seelische Vorgänge, Stimmungen und Gedanken stehen in einem ständigen Wechselspiel mit Ereignissen und Veränderungen in der Umwelt und mit körperlichen Vorgängen. So lässt sich erklären, dass bereits der Anblick einer Zitrone (Sinneswahrnehmung) den Speichelfluss (Körperreaktion) anregen, und die Vorstellung hineinzubeißen (Gedanke) einen sauren Geschmack im Mund (Körperempfindung) bewirken kann. Stress, berufliche und private Belastungen, Ärger oder Angst wirken sich ebenfalls körperlich aus: Die innere Anspannung steigt, die Muskelgrundspannung nimmt zu, das Herz schlägt schneller. Diese Reaktionen können, wenn sie lang anhaltend bestehen bleiben, körperliche Beschwerden, Schmerzen und Erkrankungen verursachen. Um dies zu erkennen und zu behandeln wird Biofeedback seit den 1970er Jahren erfolgreich eingesetzt. Biofeedback ist inzwischen eine anerkannte Methode, deren therapeutische Wirksamkeit in wissenschaftlichen Studien für verschiedene Erkrankungen belegt werden konnte. Hierzu zählen unter anderem: Spannungskopfschmerz, Migräne, chronischer Rückenschmerz, Gesichtsschmerz, Bruxismus (Zähneknirschen). Weitere Anwendungsgebiete sind Angststörungen, Herz-Kreislauferkrankungen (z. B. Bluthochdruck), Tinnitus, Stressbewältigung und bestimmte Formen der Harninkontinenz.
Eine Biofeedbackbehandlung besteht aus 5-20 Sitzungen (je 30-50 min). Mit Hilfe der Rückmeldungen am Computerbildschirm lernen die Patienten, ihren Körper günstig zu beeinflussen, und ihre Beschwerden (z. B. Schmerzen) zu lindern oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Das in den Biofeedbacksitzungen Erlernte wird im Alltag ausprobiert und eingeübt. Das Training zwischen den Terminen ist dabei eine entscheidende Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung. Neue Verhaltensweisen und Techniken werden verinnerlicht, so dass ein dauerhafter Therapieerfolg gewährleistet ist.
Im folgenden Video wird die Biofeedbackanwendung bei Migräne gezeigt. Dabei wird die Gefäßweite einer Schläfenarterie mit Hilfe eines Sensors erfasst und als Kreisring am Bildschirm wiedergegeben. Die Probanden lernen, willentlich die Gefäßweite zu beeinflussen. Die Verengung der Blutgefäße im Schläfenbereich kann hilfreich sein, um einen Migräneanfalls abzuwenden oder zu verkürzen.
Ich bin seit dem Jahr 2001 als Biofeedbacktherapeut tätig und habe an der Europäischen Biofeedback-Akademie in Wien ein entsprechendes Zertifikat erworben. In meiner Praxis biete ich Biofeedback als unterstützendes Verfahren im Rahmen der Psychotherapie oder für Selbstzahler als individuelle Gesundheitsleistung (IGel) an.