Zuletzt aktualisiert: 02. Mai 2023 Psychotherapie
Zur Ruhe kommen, Entspannen, die innere Balance finden - das sind von jeher zentrale Themen in der Psychotherapie. Gerade in unserer hektischen Alltagswelt wird die Fähigkeit, abzuschalten, Stresserleben zu vermindern und zu Gelassenheit und Ausgeglichenheit zurück zu finden, immer wichtiger. Viele körperliche Erkrankungen gehen mit einer langfristig erhöhten inneren Anspannung einher. Hierzu zählen etwa Bluthochdruck (Hypertonie), Magenschleimhautentzündung (Gastritis) oder Kopf- und Rückenschmerzen. Auch bei psychischen Leiden, wie z. B. Angsterkrankungen (Panikstörung, Agoraphobie, Generalisierte Angststörung), Belastungsreaktionen, Depressionen oder anhaltenden Schlafstörungen kann eine dauerhaft erhöhte innere ("psychophysiologische") Anspannung beobachtet werden.
Daher ist es bei den genannten körperlichen und seelischen Störungen für den Heilungsprozess von entscheidender Bedeutung, dass die Betroffenen lernen, ihr inneres Spannungsniveau selbst zu beeinflussen und möglichst dauerhaft abzusenken.
Die Regulation körperlicher Vorgänge erfolgt jedoch primär autonom, d. h. unwillkürlich, ohne dass unser bewusstes Eingreifen erforderlich wäre. Atmung, Kreislauf und Temperaturregulation beispielsweise werden durch das sogenannte vegetative ("autonome") Nervensystem gesteuert: Bei Bedarf, etwa unter körperlicher Belastung, atmen wir rascher, schlägt das Herz schneller, fangen wir an zu schwitzen. Nach der Belastung, wenn wir zur Ruhe kommen, kehren diese (und andere) Körperfunktionen wieder auf ihr Ausgangsniveau zurück, die innere Anspannung normalisiert sich und der Körper schaltet in den Erholungs- und Stärkungsmodus um: Die Verdauungsfunktionen werden aktiviert bzw. verstärkt, Stresshormone werden abgebaut, der Körper regeneriert sich. Durch chronischen Stress, dauerhaft erhöhte Anspannung und fehlende Erholungs- und Ruhephasen werden gerade diese Regenerationsprozesse beeinträchtigt und es kommt zur Stresserkrankungen. Hier setzen Entspannungsverfahren an, um die Entspannungs- und Rekreationsfähigkeit der Betroffenen wiederherzustellen und zu stärken.
Die gute Nachricht ist: "Jeder kann entspannen!" Sobald wir uns Zeit nehmen, zur Ruhe kommen, Störquellen abschalten (Stichwort: "digital detox") und nichts tun, fangen wir an, uns zu regenerieren und zu erholen. Dieser natürlich Prozess kann durch gezielte Übungen weiter verstärkt und vertieft werden. Im Laufe der Zeit haben sich zahlreiche Verfahren entwickelt und bewährt. Die einen haben eine stärker mentale Komponente (z. B. Autogenes Training nach J. H. Schultz, Phantasiereisen, Meditation), die anderen sind körperbetonter (z. B. Progressive Muskelentspannung nach E. Jacobson, Chi Gong, Yoga oder auch Tai Chi). In der Behandlung psychischer Erkrankungen werden Entspannungsverfahren begleitend eingesetzt. Sie können den Heilungsprozess fördern und auch präventiv (vorbeugend) wirksam sein. In der Mediathek steht eine von mir gesprochene Muskelentspannung im MP3-Format für Sie zum Download bereit. Viel Erfolg!